Wie kamen Sie von Heidelberg nach Berlin, Frau Vonderbeck?
Ich komme eigentlich aus Brüssel – habe später meinen Mann kennengelernt und bin mit ihm nach Heidelberg gezogen.
Brüssel wird ja immer mehr zu einem „melting point“ der Kulturen – übrigens mit einer fantastischen Küche.
Fast wie New York, nur kleiner und gemütlicher. Was die Küche betrifft, sagt man: die Belgier halten das, was die Franzosen versprechen. Also, man kann einfach wunderbar schlemmen in den belgischen Restaurants, weil dort die verschiedenen Traditionen unterschiedlicher Länder liebevoll zu einem neuen Gericht kreiert werden.
Und jetzt sind Sie in Berlin – und wie gefällt es Ihnen hier?
Ich bin eine richtige Berlinerin geworden und mag an der Stadt besonders, dass sie Menschen, die sich aus anderen Regionen hier angesiedelt haben, sofort zu integrieren vermag. Berlin hat wirklich dieses ganz eigene Flair, was sich in einer starken Cosmopolität ausdrückt. Außerdem ist Berlin die einzige deutsche Stadt mit internationalem Charakter.
Haben Sie Kinder?
Meine Tochter ist 27, mein Sohn 26 Jahre alt – beide studieren zur Zeit Medizin.
Wie der Vater. Welche Ausbildung absolvierten Sie?
Ich selbst habe BWL studiert und eigentlich immer mit meinem Mann, der Arzt ist, zusammen gearbeitet. Wir haben seinerzeit – vor siebzehn Jahren - ein Modell entwickelt, welches damals einzigartig in Deutschland war: eine Praxisgemeinschaft zwischen verschiedenen Fachärzten und Psychologen. Darin liegt eigentlich die Zukunft in der Medizin, dass sich Ärzte in größeren Praxisgemeinschaften mit einem Sekretäriat und einem gemeinsamen Warteraum zusammenschließen. Das bietet enorme Vorteile, gerade auch für die Patienten, die mehrere Ansprechpartner in kurzer Distanz wahrnehmen können. Leider sind zu wenige Ärzte bereit, diesen Weg zu gehen.
Wie ist der „Women`s Business Club“ entstanden?
Später entwickelte ich dann in Heidelberg ein Weiterbildungsinstitut – speziell für Frauen - wir haben Seminare, Coaching und Workshops angeboten und parallel dazu ist der „Women`s Business Club“ geboren worden, den ich jetzt nach Berlin quasi mitgenommen habe. So ein Club steht und fällt mit der Person, die ihn leitet – in Heidelberg kann ich jetzt natürlich nicht mehr ständig präsent sein, was dem Club dort weniger gut bekommt.
Jeder Mensch hat bestimmte Vorzüge oder Schwächen. Meine Stärken liegen ganz bestimmt im Akquirieren, das macht mir Spaß und geht leicht von der Hand. Ich bin einfach neugierig auf Menschen, auf Kontakte.
Meine Schwächen liegen eher in der Organisation. Also muß man Teams bilden und sich vernetzen, wenn man optimale Ergebnisse erzielen möchte.
Was macht Ihnen besondere Freude an diesem Club? Da steckt doch sicher sehr viel Arbeit drin.
Ja natürlich. Aber jeder Mensch braucht ein Ideal – meines ist dieser Frauen Club. Ich möchte Frauen dazu befähigen, sich zu vernetzen, um gemeinsam etwas auf die Beine stellen zu können. Die Männer trainieren das schon lange. Frauen tun sich manchmal etwas schwer damit. Ein Club, in welchem sie sich regelmäßig treffen und sich gegenseitig austauschen, kann dazu beitragen, dass dieser Prozeß gelingt.
Vor einiger Zeit etablierten Sie hier in Berlin eine „After Business Party For Women Only“. Inzwischen beteiligen sich an diesem Ereignis etwa 200 Frauen, was ein beträchtlicher Erfolg ist.
Vorbild waren für mich hierbei eigentlich die USA, in denen ähnliche Treffs gang und gäbe sind. Frauen treffen sich nach dem Business in lockerer Atmosphäre, um einfach Connections zu machen. Das läuft ganz gut an in Berlin, aber trotzdem habe ich den Eindruck, dass viele Frauen es einfach nicht kapieren, wie sie sich nun genau vernetzen sollen. Der Club kann ihnen ein Forum geben, Sponsoren besorgen usw – aber das Vernetzen selbst müssen sie schon alleine tun.
Vielleicht sind sie noch unerfahren im Networking und brauchen etwas Anleitung.
Nun, viele der Frauen haben nicht einmal eine Visitenkarte dabei oder stehen in kleinen Gruppen und unterhalten sich mit ihren Freundinnen, die sie eh jeden Tag sehen. Einige haben aber auch schon untereinander Geschäfte abgeschlossen.
Der Trader Vic`s Club im Hotel Hilton ist natürlich auch eine aufregende Location für den Abend.
Ich denke auch, dass der Trader Vic`s Club eine gute Wahl für unsere „After Business Party“ ist. Die Frauen werden nach und nach mit dem Netzwerken umgehen lernen und hoffentlich viele neue Kontakte knüpfen und auch reale Geschäftsergebnisse erzielen. Ich sage immer: ein wirklich guter neuer Kontakt am Abend ist viel mehr wert als zehn oder mehr flüchtige Begegnungen.
Eine interessante Begegnung während der Parties war die mit der bulgarischen Prinzessin ...
Ja, Sie meinen die Prinzessin von Sachsen-Coburg, eine langjährige Freundin von mir. Sie ist gebürtige Bulgarin und verwandt mit dem Königshaus. Eines unserer gemeinsamen Projekte ist die Kleidersammlung für Menschen in Bulgarien. Wir leben hier teilweise im Überfluß und dort freuen sich die Menschen wirklich über jedes Paar Socken, über jedes neue Kleid. Wir verpacken die Sachen, die wir von den Frauen unseres Clubs gespendet bekommen und fliegen nach Bulgarien, um sie an die Bürgermeisterin eines bestimmten Ortes zu übergeben. Die Frau steht immer schon am Flughafen und erwartet uns. Als sie uns einmal mit den großen Kartons kommen sah, fing sie vor Rührung fast an zu weinen. Die Sachen werden dann genau aufgelistet und es wird hinter jedem Stück vermerkt, welche Familie es bekommen hat. So haben wir eine genaue Kontrolle darüber, dass die Sachen auch wirklich an Bedürftige gelangen.
Der ehemalige König, Simeon II. – aus dem Adelsgeschlecht Sachsen-Coburg - hat doch 2001 in Bulgarien die Parlamentswahlen gewonnen.
Genau, die bulgarische Prinzessin ist mit König Simeon II, der jetzt als Demokrat dem bulgarischen Parlament vorsteht, verwandt.
Ich bewundere diese Frau sehr, die sich im Außenministerium sowie in bulgarischen Universitäten engagiert.
Erzählen Sie uns von Ihren Hobbys.
Ich bin eine leidenschaftliche Köchin. Die Liebe geht durch den Magen, sagt man ja wohl in Deutschland. Außerdem gebe ich jede Woche einmal ein großes Essen – das macht mir einfach Spaß. Dann liebe ich das Tanzen, die Oper, das Theater. Früher war ich einmal Ballettänzerin, daher kommt wahrscheinlich meine Liebe zu den Künsten. Ich reise gern, ich lese gern – aber mir fehlt zu beidem leider die nötige Zeit.
Was würden Sie den Leserinnen von CECILIA MEDIA mit auf den Weg geben?
Lassen Sie sich bloß nicht entmutigen! Angst frißt Seelen auf. Einfach immer den Weg gehen, den frau sich ausgesucht hat. Die Situation für Selbständige und Freiberufler wird leider ständig schwieriger. Deswegen wird es in Zukunft immer sinnvoller werden, sich zu vernetzen, zusammen zu arbeiten, Gemeinschaften zu bilden. Ohne Kompromisse geht es nicht. Teilen lernen gehört auch dazu. Alleine wird es nicht mehr zu schaffen sein.